von andrea groier "das förnchen" mit märchenhaftem text
Das Förnchen (Sciurus vulgaris ranii) „Hansi, Haaansii!“ Wie kleine Flammen jagen sie an Stämmen empor, turnen diese kleinen roten Teufelchen in den Baumkronen des Schlossparks. Die putzigen, fleißigen Eichhörnchen, von TouristInnen geliebt, von hungrigen Krähen misstrauisch beäugt. Doch jüngstens, als ich im kaiserlichen Garten wandelte, da sah ich gleich hinter dem Schönen Bründl, hingeduckt an einer tiefen Regenlacke, ein sonderbares Geschöpf: Die Kolbenfinger wie zum Gebet verschränkt, den Blick himmelwärts gerichtet. ‘Quakt da etwa ein Eichhörnchen, oder kauert da ein honduranischer Rothaarmolch, quasi ein Nagelurch mit buschigem Schweif?‘ Nein, es war ein seltenes Förnchen! Da hat wohl das heilende Wasser des Schönbründls den Nager in eine skurrile Chimäre verwandelt, oder das exzessive Touristengeknipse einem Frosch die Seele geraubt, ihm einen Pelz durch die dünnen Haut getrieben!? Mutierte da ein Nager zum Karnivoren oder ein Lurch zum Veganer? Auch wenn das geisterhafte Huschen einem plumpen Hopsen gewichen ist, und das Froschidiom aus dem Mäulchen der ranken Kreatur einer Verhöhnung gleicht: das obskure Förnchen hat mich tief im Innersten berührt! Ich wische mir kurz die Augen, greife in die Manteltasche, hole das Säckchen mit den Erdnüssen hervor und locke, rufe etwas gepresster als sonst: „Hansi, Haaansii!“ (Text: Michael Groier)
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